It's ours - Wie sich die Fans des FC Portsmouth ihren 11FREUNDE

18 Monate nach der bernahme durch die eigenen Fans ist der in die Viertklassigkeit abgerutschte FC Portsmouth schuldenfrei. Wir haben die Fans des Klubs im Herbst 2013 besucht. Lest hier unsere Reportage aus 11FREUNDE#144

18 Monate nach der Über­nahme durch die eigenen Fans ist der in die Viert­klas­sig­keit abge­rutschte FC Ports­mouth schul­den­frei. Wir haben die Fans des Klubs im Herbst 2013 besucht. Lest hier unsere Repor­tage aus 11FREUNDE#144

Die Ratten haben Ports­mouth ver­lassen. Und Iain McInnes sitzt im Bauch des Fratton Park und fum­melt am Pin seines Tweed-Jacketts herum. Darauf steht: The 12th man“, so nennen sich die Fans des Ports­mouth FC. Hinter ihm erin­nern Fotos an die große His­torie des Klubs. Die Meis­ter­mann­schaft von 1949. Sol Camp­bell mit dem FA Cup 2008. Seit dem Finale sind knapp fünf Jahren ver­gangen. Und doch ist es Licht­jahre ent­fernt. Ein anderes Bild zeigt den Fratton Park im August 2013. 10000 Zuschauer formen bei der Sai­son­er­öff­nung in der vierten Liga aus blauen und gol­denen Schil­dern ein über­großes Wort: Ours!“ Iain McInnes ist seit 54 Jahren Fan von Pompey, nun ist er der Prä­si­dent. Im April haben die Fans den Verein gekauft. Für vier Mil­lionen Pfund. Unser Traum ist wahr geworden“, sagt er. Erst haben wir die Ratten ver­trieben. Dann haben wir die Tee­preise gesenkt.“ Was für ein Coup. Er muss grinsen.

Seit Jahren ist der Fratton Park rat­ten­ver­seucht. Die Hygiene wurde mehr­fach als bedenk­lich ein­ge­stuft. Also bestellte McInnes, der Mil­lionen mit Elek­tro­ar­ti­keln ver­dient hat, die Kam­mer­jäger, ließ die Kiosk-Technik aus­tau­schen, Toi­letten reno­vieren. Die Fans sollten merken, dass ab sofort zuerst an sie gedacht wird“, sagt er. Nach 14 Tagen war das Areal an der Frog­more Road end­lich dekon­ta­mi­niert. Um das hart­nä­cki­gere Unge­ziefer aus dem Klub zu ver­treiben, mussten McInnes und seine Mit­streiter zuvor jedoch schwe­rere Geschütze auf­fahren.

Win­dige Inves­toren und Fake-Scheichs

Durch Ver­bind­lich­keiten in Höhe von 135 Mil­lionen Pfund musste Pompey in den ver­gan­genen Jahren zwei Kon­kurse über­stehen. Der Klub stürzte von der Pre­mier League in die vierte Liga, wurde mit einem Trans­fer­em­bargo belegt. Vor allem die win­digen Klub­be­sitzer, deren Geschichte sich wie ein mieser Mafia-Roman liest, schafften es, den Verein quasi im Allein­gang zu rui­nieren. Der Erste, Milan Man­daric, lan­dete wäh­rend seiner Amts­zeit wegen Kor­rup­tion und Betrugs im Gefängnis. Sein Nach­folger Alex­ander Gay­damak, Sohn eines ille­galen Waf­fen­händ­lers, kaufte eine kom­plett neue Mann­schaft, verlor jedoch wenig später all sein Geld durch die Finanz­krise und hin­ter­ließ 70 Mil­lionen Pfund Schulden. Auf ihn folgte Sulaiman Al-Fahim aus Dubai, der den Klub für ein Pfund kaufte. Sein Ver­spre­chen, sämt­liche Schulden zu über­nehmen, blieb uner­füllt. Statt­dessen geriet er nach nur 43 Tagen in eine Prü­gelei mit auf­ge­brachten Fans, wurde über einen Park­platz gejagt – und kam nie mehr zurück. Das Pfund hat er bis heute nicht über­wiesen.

Schließ­lich kam Ali Al Mirage“ Al-Faraj, dessen wahre Exis­tenz bis heute unge­klärt ist. In Ports­mouth wurde er nie gesehen, und alles, was von ihm bleibt, ist ledig­lich ein unscharfes Foto und ein Zitat, das die Illu­sion zer­störte, ein schwer­rei­cher Mann würde Pompey vor dem Unter­gang retten: Ich bin kein Mil­li­ardär. Ich habe den Klub nur gekauft, weil ich ein Invest­ment suchte“, sagte der Saudi 2009 zu einem Jour­na­listen. Aber er soll ohnehin nur Stroh­mann für Balram Chainrai gewesen sein. Der Geschäfts­mann aus Hong­kong über­nahm den Klub erst­mals 2009. Seine zwei­fache Regent­schaft wurde vom mitt­ler­weile per Haft­be­fehl gesuchten Bank­be­trüger Wla­dimir Antonow unter­bro­chen, den Chainrai als Statt­halter ein­ge­setzt hatte. Es war, als ver­sprühe der Fratton Park einen sel­tenen Lock­stoff, der halb­sei­dene Gestalten magisch anzieht.

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